5. Februar 2018
Friedensgebet in St. Wenceslai
Für Offenheit, Miteinander und Vertrauen – Wurzener ziehen an einem Strang und treffen sich zum Friedensgebet in der Stadtkirche St. Wenceslai.
Am 5. Februar 2018 ab 19 Uhr wird eingeladen, in einem Friedensgebet Gesicht zu zeigen
- für ein friedliches, weltoffenes Wurzen
- für eine Streitkultur, in der man sich mit anderen Meinungen respektvoll auseinandersetzt
- für eine lebendige Gemeinschaft, die ihre Stadt und die Region aktiv gestaltet
Es laden ein: Stadt Wurzen, Evangelische Kirchgemeinde Wurzen, Katholische Kirchgemeinde Wurzen
.Aufruf der Bürgermeister des Wurzener Landes
Das Wurzener Land ist eine lebendige und engagierte Region. Dies zeigt sich nicht nur in dem fairen interkommunalen Zusammenwirken der vier Gemeinden, sondern auch in dem aktiven Miteinander der hier lebenden Menschen.
Der Großteil dieser Menschen sorgt sich in den letzten Tagen um das tatsächliche Problem unserer Region: nämlich Fremdenfeindlichkeit, offener Rassismus und Gewaltbereitschaft.
Junge Menschen tragen Konfliktpotenziale auf eine Art und Weise aus, die einer demokratischen Grundordnung und Wertegesellschaft unwürdig sind. Das wird von uns auf das Schärfste verurteilt.
Es gilt, sich ganz bewusst aus eigenem Antrieb heraus diesen Auswüchsen offen entgegenzustellen und damit auch den Medien die Mär von der größtenteils schweigenden bis unterstützenden Bevölkerung und ungestörten Nazistrukturen zu nehmen.
Wir, die Bürgermeister des Wurzener Landes, die Stadträte der Stadt Wurzen und die Gemeinderäte der Gemeinden Bennewitz, Lossatal und Thallwitz, rufen alle Bürger und alle Gäste unseres Wurzener Landes zur Besonnenheit auf. Wir lehnen jegliche verbale und körperliche Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und Missachtung von Herkunft, Religion und Weltanschauung ab, denn dies sind keine Mittel zur Lösung von Konflikten oder gar Basis für ein friedliches und gedeihliches Zusammenleben.
Gegenseitige Schuldzuweisungen werden letztlich nicht helfen, das aufkommende Stigma einer sich durchsetzenden gewaltbereiten und untergehenden bürgerlichen Gesellschaft abzuwenden. Aber genau der Erhalt dieser demokratischen Grundordnung muss nun das Ziel aller friedliebenden Menschen sein.
Wir wollen eine weltoffene und gastfreundliche Region sein und bieten Asylsuchenden und Flüchtlingen Schutz und Hilfe an, wenn sie in ihren Heimatländern einer konkreten Verfolgung ausgesetzt sind und die Voraussetzungen nach unserem Grundgesetz, nach unserem Asylgesetz und nach der Genfer Flüchtlingskonvention erfüllen.
Wir haben Verständnis für die Not und für das Leid, das diesen Menschen in ihren Ländern widerfahren ist und wissen, dass viele unserer eigenen oder uns bekannten Familien nach den furchtbaren Weltkriegen Ähnliches erleben mussten und auf Hilfe angewiesen waren.
Wer diese Hilfe und unsere Gastfreundschaft in Anspruch nimmt, den fordern wir aber auch auf, sich wie ein gern gesehener Gast an die von uns über Generationen hinweg geformten und für alle verbindlichen Regeln zu halten und sich nach besten Kräften zu bemühen, die gemeinsame Aufgabe zu tragen.
Wir stellen Folgendes fest: die Tatsache, in ein friedliches und wohlhabendes Land wie Deutschland hineingeboren zu sein und nicht in ein armes und unfriedliches Land, ist kein persönlicher, selbst erarbeiteter Verdienst eines z. B. 16 Jährigen, sondern es ist eine Gnade oder ein Glück, in einer friedlichen Gesellschaft aufwachsen zu dürfen und alle erdenklichen Entwicklungsmöglichkeiten geboten zu bekommen.
Es ist uns daher ganz wichtig, zu den Vorgängen und Problemen nicht zu schweigen und unmissverständlich zum Ausdruck zu bringen, dass das bewusste Überschreiten von Regeln keine Zustimmung unsererseits findet.
Uns ist bewusst, dass es in unserer Region, so wie in vielen Teilen Sachsens und Deutschlands Konfliktpotenzial gibt, weil von Einzelnen auf beiden Seiten Regeln gebrochen und Gastfreundschaft nicht gewährt oder missbraucht wird. Die aktuellen Anforderungen an unsere Gesellschaft sind auch für uns neu, und wir müssen die Rahmenbedingungen unserer Regeln ständig anpassen und korrigieren. Jeder Einzelne ist aufgerufen, sich an diesem Anpassungsprozess konstruktiv und demokratisch zu beteiligen. Dafür sieht unsere hart erkämpfte Demokratie eine Vielzahl von Möglichkeiten vor.
Wir stehen für ein friedliches und demokratisches Wurzener Land und rufen alle friedliebenden Bürger auf, sich unserem Aufruf anzuschließen.
Die von uns allen aufgestellten Regeln eigenmächtig zu ändern und mit Füßen zu treten, können und wollen wir nicht akzeptieren.
Die Bürgermeister des Wurzener Landes Thomas Pöge, Bernd Laqua, Uwe Weigelt, Jörg Röglin
Die Stadt- und Gemeinderäte der Stadt Wurzen und der Gemeinden Thallwitz, Bennewitz und Lossatal