28. November 2006
Front Records vor Gericht
Pressemitteilung von AMAL-Hilfe für Betroffene rechter Gewalt e.V. Front Records vor Gericht Inhaber des europaweit aktiven rechtsextremen Versandhandels angeklagt Wurzen, 23.11.2006: Der
Inhaber des europaweit aktiven rechtsextremistischen Versandhandels P. aus Wurzen wird von der Staatsanwaltschaft Leipzig/ Grimma wegen der Verbreitung von jugendgefährdenden Medien angeklagt. Der Prozess gegen ihn und zwei weitere Angeklagte findet am Dienstag, 28.11.2006, 9 Uhr im Amtsgericht Grimma statt. Es sind drei Verhandlungstage angesetzt, wie der zuständige Richter Weise auf Anfrage mitteilte. Einer der drei Verteidiger der Angeklagten ist Rechtsanwalt Kunze. Kunze hatte P. bereits 2004 gegenüber der Leipziger Volkszeitung vertreten. Bekannt wurde Kunze auch als Verteidiger des bundesweit bekannten und mehrfach vorbestraften Neonazis Thorsten H., der mittlerweile im Bundesvorstand der NPD sitzt. P. ist mit seinem rechtsextremistischen Versandhandel Front Records (www . front-records . com) seit 2004 in Wurzen ansässig. Dort kaufte er ein Haus in der Walter-Rathenau-Straße 18. Polizeibeamte führten in den letzten Jahren mehrfach Hausdurchsuchungen durch und beschlagnahmten u.a. mutmaßlich verfassungsfeindliche und jugendgefährdende Materialien (Kleidung und CDs). Wie der sächsische Verfassungsschutz einschätzt, gehört Front Records mittlerweile zu den fünf größten rechtsextremistischen Vertrieben in der Bundesrepublik mit einem jährlichen Umsatz von weit mehr als 250.000 € (Stand: 2004). Zudem veranstaltete P. in den Wurzener Räumlichkeiten in den letzten zwei Jahren mindestens sieben Rechtsrockkonzerte mit jeweils 80-120 Besuchern. U.a. berichtete das TV-Magazin Panorama am (8. Juni 2006) über eine solche Veranstaltung in Wurzen. Mehreren Quellen zufolge soll das Landratsamt Muldentalkreis derartige dort stattfindende Veranstaltungen mittlerweile verboten haben. P. gehört zu den Sponsoren der so genannten Schulhof-CD, von der 50.000 CDs mit Rechtsrock und Neonazi-Propaganda bundesweit kostenlos in der Nähe von Schulhöfen und Jugendeinrichtungen unter Jugendlichen und Kindern verteilt wurden bzw. werden sollten. P. soll bereits in den 90er Jahren in der so genannten Blood&Honour-Szene in Sachsen aktiv gewesen sein und über weitreichende Kontakte auch zu internationalen Nazibands und Organisationen verfügen. Er war laut Beobachtern zudem beim diesjährigen Pressefest des "Deutschen Stimme"-Verlages in Pappritz bei Dresden mit dem größten Verkaufsstand vertreten und ließ mit Lifestyle-Produkten aller Art die Herzen der Neonazis höher schlagen. Gegen eine Konzession in Höhe von 30.000 € (!) hatte er sich von der NPD auch den Getränke- und Speisenverkauf gesichert und macht nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes „den Umsatz seines Lebens“.