25. August 2009
Psychoterror durch Wurzener Nazis
Seit Anfang Juli versucht eine Gruppe jugendlicher Neonazis die 22jährige Julia B. (Name geändert) zu bedrohen und einzuschüchtern. Mutmaßlicher Kopf der Gruppe ist J.H., welcher im selben Haus in Wurzen wohnt. Angefangen hatten die Drohungen damit, dass mehrmals Nazi-Aufkleber auf Julias Briefkasten geklebt worden waren.
Nur wenige Tage später wurden die Fenster ihrer Wohnung mit so genannten Paintballkugeln beschossen, was sich dreimal wiederholte. Mehrmals wurde ein silberfarbener Opel vor dem Haus beobachtet, aus dem heraus mindestens einmal auf die Fenster geschossen wurde, wie sie berichtet. Höhepunkt der Einschüchterungsversuche allerdings sind zwei versuchte Einbrüche in ihre Wohnung, die Julia B. der Gruppe zuschreibt. Diese trifft sich oft, vor allem am Wochenende bis tief in die Nacht hinein, auf dem Hof des Hauses oder in der Wohnung von H., der dort zusammen mit seiner Mutter lebt. "Es wird viel getrunken, lautstark Musik gehört, gegröhlt.", so Julia. Am 15.08.2009 wurde sie durch Geräusche im Treppenhaus geweckt und entdeckte durch den Türspion, dass sich mindestens drei junge Männer an ihrem Türschloss zu schaffen machten und versuchten, die Wohnungstür zu öffnen, was misslang. Am 21.08.2009 allerdings stellte sie fest, dass tatsächlich jemand ihr Türschloss mit Gewalt geöffnet hatte, jedoch sehr wahrscheinlich nicht in die Wohnung eindrang, weil sich ihr Hund noch darin befand. Einen Tag vorher jedoch wurden ihr zwei T-Shirts von der Wäscheleine gestohlen, ebenso ihre Papiertonne. Am 23.08. ist sie nun Hals-über-Kopf aus der Wohnung ausgezogen, weil sie die ständigen Bedrohungen und Einschüchterungen durch die Gruppe nicht mehr aushält und sie einfach Angst hat, allein das Haus zu betreten. "Ich lasse mich zwar nur schwer einschüchtern, aber ein Einbruch geht einfach zu weit.", begründet sie den Schritt. Zwar hatte sie sowieso schon gekündigt, hätte aber noch zwei Monate dort wohnen können.
Warum Julia B. durch die Neonazis so massiv bedroht wird, liegt auf der Hand: "Sie wird von ihnen als 'Linke' wahrgenommen, die anders denkt und sich anders kleidet. Sie gilt - ganz im Sinne rechtsextremer Einstellungen und Feindbilder - als Fremde, als Eindringling, als Undeutsche, die hier nicht her gehört und die man auch mittels Bedrohung und Gewalt vertreiben werde. Hier haben sie es im Grunde genommen auch erreicht. Die jungen Neonazis nehmen sich einfach das `Recht´ heraus, im Haus und anderswo als Ordnungsmacht aufzutreten.", ergänzt Ingo Stange vom Netzwerk für Demokratische Kultur den Hintergrund der bisherigen Straftaten.