Die steigenden Flüchtlingszahlen offenbaren erneut die hässliche Fratze vom Nationalen: Rassismus und Rechtsextremismus ist nicht mehr eine zu negierende Größe, die von irgendwo kommt und wieder verschwindet. Nun muss sich zeigen, ob Deutschland wirklich zusammenwächst als eine moderne offene Gesellschaft.
Ein Kommentar von Anetta Kahane
Erinnern wir uns an den Satz von Willi Brand „ Nun wächst zusammen, was zusammengehört“, mit dem er die deutsche Vereinigung 1990 kommentierte. Er hatte dabei die Idee einer Nation im Sinn, wie sie über die letzten 200 Jahre üblich war: Ein Territorium, ein Volk, eine Sprache, eine Geschichte und Werte, die daraus hervorgegangen sind. Dazu kommen noch eine Brise Schicksal, etwas Kultur und ein paar Traditionen, das wird ineinander gerührt und schon haben wir die Nation. Die war erst geteilt, dann wieder vereinigt, weil sie ja im Grunde eine Einheit bildet. Was ihm damals nicht präsent war, ist die Tatsache, dass die Bundesrepublik, also der Westen, im praktischen Leben dieses Nationenbild längst hinter sich gelassen hatte. Millionen Einwanderer waren zu Einheimischen geworden – auch wenn diese Normalität auch damals hart umkämpft war und durchaus nicht von allen anerkannt wurde.
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