22. Februar 2022
Unbekannte reißen Regenbogenfahne vom Kulturzentrum D5
Eine Sachbeschädigung, die stellvertretend für einen Angriff auf die freie Gesellschaft steht
Am Montagabend, den 14.2.2022 wurde am Wurzener Domplatz auf dem Gelände des Kulturzentrums D5 eine am Haus angebrachte Regenbogenfahne durch Unbekannte entwendet. Die von Künstler Gilbert Baker in den 1970er-Jahren für den Gay Freedom Day entworfene Fahne stellt ein Symbol der Vielfalt sexueller Orientierungen und geschlechtlicher Identitäten sowie für den Kampf um Gleichberechtigung und Gleichbehandlung der LSBTQIA*-Community dar.
Diese Buchstabenkombination meint hier u.a. lesbische, schwule, bisexuelle, trans, queere, inter und agender Personen. Das Abreißen der Fahne steht dabei stellvertretend für einen Angriff auf eine Gesellschaft, in der die eigene Sexualität offen und ohne Angst gelebt werden kann und in der die geschlechtliche Selbstbestimmung nicht in Frage gestellt wird.
Der Diebstahl fand in zeitlicher Nähe zu den wöchentlich in Wurzen stattfindenden Demonstrationen gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie statt. Diese werden durch die rechtsextreme Partei Freie Sachsen koordiniert und regelmäßig auch von Neonazis besucht. Ein Zusammenhang mit der Demonstration kann daher nicht ausgeschlossen werden. Verblüffend ist, dass sich die Täter auch von angebrachten Sicherheitskameras nicht abhielten ließen. Die Polizei hat inzwischen die Ermittlungen übernommen.
Der Vorfall ist dabei leider nicht der erste dieser Art in Wurzen. Bereits im Mai des letzten Jahres wurde eine Regebogenfahne gestohlen, die vor dem Rathaus wehte. Diese war dort am 20.5. anlässlich des Internationalen Tages gegen Homo-, Bi-, Trans- und Inter*feindlichkeit (IDAHIT*) gehisst und nach weniger als einer Woche durch Unbekannte entfernt worden.
In einer gemeinsamen Presseerklärung machten die LAG Queeres Netwerk Sachsen, RosaLinde Leipzig e.V. sowie das Netzwerk für Demokratische Kultur e.V. damals deutlich: „Die Entwendung der Fahne ist ein Einschüchterungsversuch, der queere Menschen, ihre Unterstützer*innen und demokratische Institutionen nicht daran hindern wird, weiterhin für Respekt, Akzeptanz und Vielfalt in Wurzen und im Landkreis Leipzig zu kämpfen.“ Diese Worte haben auch ein knappes Jahr später nicht an Aktualität verloren!